Bock for President |
Die ehemalige Erzieherin
Ute Bock ist durch ihren Einsatz für
Flüchtlinge zu einer bekannten öffentlichen Figur geworden. Der Mensch
dahinter bietet allerdings zahlreiche Überraschungen.
Die Kino-Dokumentation "Bock for President" von Houchang und Tom-Dariusch
Allahyari porträtiert diese ungewöhnliche Frau mit all ihren
Widersprüchen. Der Film zeigt die Tragik der Flüchtlingsschicksale,
aber auch den unschlagbaren Humor von Ute Bock. |
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Infos zum Film
"BOCK FOR PRESIDENT" Bilder
Kurzinhalt Die ehemalige Erzieherin Ute Bock ist durch ihren Einsatz für Flüchtlinge zu einer bekannten öffentlichen Figur geworden. Der Mensch dahinter bietet allerdings zahlreiche Überraschungen. Die Kino-Dokumentation „Bock for President“ von Houchang und Tom-Dariusch Allahyari porträtiert diese ungewöhnliche Frau mit all ihren Widersprüchen.
Statement der Regisseure Wir haben Ute Bock über einen Zeitraum von zwei Jahren mit der Kamera begleitet. Dabei haben wir sie in typischen Arbeitssituationen aufgenommen, in ihrem raren "privaten" Alltag, oder zum Beispiel auch gemeinsam mit ihrer Schwester. Die raue, aber zutiefst menschliche Art dieser Frau sorgt sogar inmitten der menschlichen Tragödien in manchen Momenten für Komik. Neben Ute Bock spielen auch ihre Klienten und Mitarbeiter eine wichtige Rolle im Film. Gerade in einer Zeit, in der Menschlichkeit und Solidarität massiv in Frage gestellt werden, bietet Ute Bock ein Beispiel dafür, wie viel das Engagement eines einzigen Menschen erreichen kann. Die Menschen sollen das Kino nicht deprimiert verlassen, sondern inspiriert!
Zur Person Ute Bock
"Man kann nur gut leben, wenn man weiß, dass es auch den anderen gut geht." (Ute Bock)
Ute Bock ist in Österreich zu einem Symbol für den menschlichen Umgang mit Asylwerbern geworden. So hilft sie denen, die keiner haben will, wenigstens ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu erfüllen. - Unter völliger Zurückstellung ihrer eigenen Bequemlichkeiten, so übernachtet sie auf einem Klappbett in den Vereinsräumlichkeiten. Auf der einen Seite wird sie mit Preisen überhäuft, auf der anderen heftigst angefeindet oder kriminalisiert. Für viele verzweifelte Flüchtlinge ist sie einfach "Mama Bock". Ihr Wohnprojekt bietet mehr als 200 Menschen aus Tschetschenien, Nigeria, Iran, Afghanistan und anderen Krisenregionen der Welt in rund 60 Wohnungen Unterkunft. Für diese Menschen ist sie zugleich die erste Adresse und letzte Hoffnung. Dennoch ist Ute Bock keine Romantikerin und ihre Hilfe kommt ohne Ideologie aus. Zitat: "Ich kann die doch nicht einfach auf der Straße lassen, das geht doch nicht." Sie redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, intellektuelle Spielereien braucht sie weniger als ganz praktisch gelebte Menschlichkeit und Solidarität.
Inhalt
Im Zentrum der Kino-Dokumentation "Bock for President" steht das Lokal des Vereins "Ute Bock" im zweiten Bezirk, inmitten des "Karmeliterviertels". In das Vereinslokal kommen Bedürftige, um sich Lebensmittel abzuholen, andere stellen sich zur kostenlosen Rechtsberatung an, suchen verzweifelt ein Dach über dem Kopf oder nutzen den Postservice, den der Verein für Obdachlose anbietet. Ohne Arbeitsmöglichkeit und Einkommen sind in Österreich ganze Familien mit Kindern auf diese Hilfsleistungen angewiesen. Mit ungeheurer Energie leitet Ute Bock den von ihr gegründeten Verein, der eine erstaunlich effektive Arbeit leistet. Die Originalität, ja auch die Härte, mit der sie manchmal agiert, sorgen sogar für komische Momente im Film.
Der Film begleitet Ute Bock mit der Kamera, stellt diese öffentliche Figur, ihren unglaublichen, persönlichen Einsatz dar, geht aber auch auf die verschiedenen Facetten des "Privatmenschen" Ute Bock ein und versucht, hinter ihre Motive zu kommen. Ute Bocks Klienten, von denen in der Öffentlichkeit ein eher diffuses Bild herrscht, begleitet der Film aus der Nähe und zeigt die Menschen hinter den "Asylanten".
"Bock for President" porträtiert sensibel einen wirklich außergewöhnlichen Menschen, eine Frau die ihre ganze Existenz in den Dienst einer guten Sache stellt und konfrontiert den Zuschauer mit den, oft harten, Schicksalen der Menschen, die hier bei uns Schutz suchen. Trotzdem gibt "Bock for President" sich nicht der Trostlosigkeit der Situation hin, sondern will zeigen, dass es sehr wohl möglich ist "etwas zu tun", sich zu engagieren. Die Menschen sollen das Kino inspiriert und nicht deprimiert verlassen.
Zugang der Regisseure Die Regisseure haben alleine schon durch verwandtschaftliche Verhältnisse (Frau Bock ist die Ex-Schwägerin von Houchang Allahyari, Dariusch Allahyari ist ihr Neffe) einen besonderen Zugang zu Ute Bock. Mit ihnen spricht sie ungehemmt über ihre persönlichen Gefühle, ihre Kindheit usw. Andererseits bestehen auch starke berufliche Bande. Houchang Allahyari arbeitet mit Frau Bock im medizinischen Bereich zusammen, behandelt immer wieder als Psychiater und Neurologe Frau Bocks "Schützlinge". Er hat daher sowohl mit vielen "Klienten" von Frau Bock ein Vertrauensverhältnis als auch genauen Einblick in die gesundheitlichen, vor allem psychischen Belastungen, die der Asylwerberstatus bzw. die Schubhaft mit sich bringen, oft nach einer Geschichte von Krieg, Folter und Hunger. Tom-Dariusch Allahyari ist seit Jahren u.a. an der Organisation von Events zur Sammlung von Spenden für Ute Bock beteiligt.
Das besondere Vertrauensverhältnis, das Ute Bock zu den Filmemachern hat, lässt sie völlig offen sprechen. Es war daher möglich, Ute Bock über einen längeren Zeitraum wirklich zu begleiten und dabei "nahe an ihr" zu sein. Ihre Gedanken, Kommentare und Diskussionen mit anderen ersetzen jeden Kommentar. Ihr natürliches Agieren vor der Kamera, ein fast schon schauspielerisches Talent sorgen für griffige Aussagen und spannende, manchmal sogar komische Dialoge. Gleichzeitig hat dieses Nahverhältnis zu Frau Bock sehr geholfen, den Zugang zu ihren Klienten einfacher zu machen. Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und schlechten Erfahrungen mit den Behörden sind oft nicht leicht zu bewegen, sich filmen zu lassen. Wenn aber Ute Bock garantiert, dass wir vertrauenswürdig sind, öffnen sich viele Türen. So konnten einzelne Asylwerber, über einen längeren Zeitraum begleitet werden.
Kurzinfo
90 Min. Kinodokumentation, 35mm
Premiere: Viennale 2009, Kinostart Februar/März 2010
Produktion: Houchang Allahyari Filmproduktion
Buch und Regie: Houchang Allahyari, Tom-Dariusch Allahyari
Kamera: Gabriel Krajanek, Peter Roehsler
Verleih: Stadtkino Verleih
Infos: http://www.stadtkinowien.at/film/412/
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